Jan Schmidt-Schweda und Valentin Müller
Bauhaus-Universität Weimar
Der Neubau positioniert sich als Solitär in dem heterogenen und fragmentierten Umfeld des Campus. Während im Norden ein weit sichtbarer Hochpunkt die Campusseite prägt, nimmt der südliche Teil die Gebäudeflucht des Altbaus auf und schließt den Straßenraum an dieser Stelle. Der Außenraum südöstlich der Bibliothek wird zu einem Lesegarten. Eine in ihrer Gestaltung eigenständige Stütze im Sockel markiert nicht nur den Haupteingang, sondern symbolisiert auch die schweren Lasten des Gebäudes. Von der öffentlichen Erdgeschosszone gelangt man über das 1. Obergeschoss mit Stabilounge in die Bibliothek. Die Lesesäle befinden sich in den beiden höheren Gebäudeteilen. Die raue, tektonische Fügung vorwiegend horizontaler Fassadenelemente offenbart sich im Detail als ein feines Zusammenspiel grüner Eternit- und grauer Betonplatten. Bei der Gestaltung der Innenräume kommt zum Ausdruck, dass die zeitgenössische Bibliothek nicht ausschließlich als ein stiller und edler Ort begriffen wird, sondern vielmehr von einem (lauten) prozesshaften Miteinander geprägt ist. Die Innenräume suchen in ihrer Schlichtheit daher gewissermaßen gestalterische Bezüge zu einer Werkstatt, ohne dabei die klassischen Ausdrucksformen einer Bibliothek aus den Augen zu verlieren.